Im Juli haben wir auf der Instagram-Seite von medienreaktor den Tune Tuesday ins Leben gerufen. In regelmäßigen Abständen nennen unsere Kolleg:innen ihre Lieblingssongs und erzählen kurze Geschichten dazu. Warum das im Falle von Andi Fischer aber gar nicht mal so einfach war, hat er uns anhand seiner musikalischen Laufbahn erklärt.
So klang das im Juni, als ich Andi über Slack zum ersten Mal nach seinen Lieblingssongs gefragt habe. Andis Antwort: „Lieblingssongs sind was für Poesiealben oder Freundschaftsbücher. Sowas habe ich leider nicht.“ Na gut. Also keine musikalischen Geschichten rund um unseren Kreativkopf? Von wegen! „Ich schicke dir stattdessen mal zehn Songs, die die jeweiligen Genres repräsentieren, die ich gerne höre.“
In Erwartung von Pop-, Rock- oder Rap-Songs, lieferte Andi richtig ab! Stoner Rock, Trip-Hop, Crossover – Was? Nachdem ich mich zuerst gefragt hatte, ob sich Andi vertippt hat, war beim zweiten Blick klar: Da ist jemand extrem tief im Thema und hat sich Mühe gegeben. „Ich habe noch einigermaßen bekannte Interpreten gewählt, sonst wird's zu trashig 😂“, erklärte Andi.
Nachdem die Songs in die Playlist gepackt waren, stand fest: da muss ich nochmal nachhaken. Also habe ich mich mit Andi verabredet und er fing an, mir zu erzählen, dass seine Leidenschaft für Musik bereits im Kindergarten begann und der Grundstein für eine echte Karriere war. „Ich bin in Bubenreuth in einen Musikkindergarten gegangen. Das ist das Zentrum des fränkischen Streich- und Zupfinstrumentenbaus und so bin ich gewissermaßen mit Karl Orff aufgewachsen. Ich habe Xylophon, Flöte und Triangel gespielt.“ In der Grundschule nahm Andi anschließend Gitarrenstunden und wurde „voll mit Musik konfrontiert“.
Nachdem Noten und Tempi gelernt waren, ging es mit zehn Jahren so richtig los. „Ich hatte einen Herzenswunsch und das war ein Ghettoblaster. Meine Eltern haben mir dann zu Weihnachten einen Stereo-Radiorekorder geschenkt. Da hat mein Leben so richtig angefangen“, erinnerte sich Andi. Tapes aus dem Radio aufnahmen, anschließend im Walkman immer wieder hören: „Ich habe die Chart-Musik konserviert und es war der absolute Hammer, was es da alles gab. Heavy Metal, Funk, Black Music. Ich habe alles gehört.“
Erweitert hat Andi seine Sammlung nach und nach durch die Brüder seiner Freunde. „Der eine Kumpel hatte einen Bruder, der hat viel Funk und Black Music gehört. Der andere war im Heavy Metal zuhause. Wenn die älteren Brüder dann mal nicht zu Hause waren, haben wir deren Platten aufgelegt und Tapes aufgenommen. So bin ich zu Slayer, Run DMC oder auch Michael Jackson und Prince gekommen. Die waren mir aber ein wenig zu poppig. Am besten haben mir die Beastie Boys gefallen.“ Am meisten „geflasht und beeinflusst“ habe ihn „Fight For Your Right“.
Über die folgenden Jahre tauchte Andi immer mehr in die Musikwelt ein und lernte über Hip Hop auch die künstlerische Seite der Musik kennen. „In dieser Szene waren nur kreative Leute. Breakdancer, Graffiti-Sprayer, DJs – das war genau meine Welt. Da habe ich mich richtig wohlgefühlt.“ Zwar haben wir leider kein Bild von Andi aus dieser Zeit vorliegen, aber er hat uns erklärt, wie das damals aussah: „Damals haben wir keine Baggies getragen. Stattdessen hatten wir Jeans, die wir mit Messer aufgeschlitzt haben und so über unseren Fila-Schuhen trugen. Dazu Hoodies mit Graffitis oder Comic-Drucken – so sahen wir aus.“
Über die vielen verschiedenen Arten des Hip Hops entwickelte sich Andi mit der Musik immer weiter, bis „ans Ende der Fahnenstange“, bis zur elektronischen Musik. Das waren dann Trip-Hop und elektronischer Hip Hop.“ Da Andi parallel dazu schon immer Platten gesammelt hat, wuchs seine Sammlung stetig an. Als dann sein Studium losging, kam er zu seinen ersten Auftritten als DJ. „‘Du hast doch so viel Mukke. Willst du nicht mal auflegen‘, wurde ich gefragt. Und weil ich Lust darauf hatte, habe ich das einfach mal gemacht“, erinnerte sich unser Designer und führte weiter aus: „Ich hatte wahnsinnig viel Spaß und den Leuten hat es auch gefallen. Dann habe ich auch noch angefangen zu scratchen und war auf einmal DJ. So wurde ich schließlich auch Mitglied einer Band.“
„Weil ich Lust darauf hatte, habe ich das einfach mal gemacht.“
Mit „Kulturni Program“ legte Andi mit Auftritten in Kronach, Coburg und Bamberg los. „Die Auftritte wurden aber mit der Zeit immer größer“, beschrieb Andi. „Wir hatten dann eine eigene Vinyl mit einem roten Plüschcover. Die haben wir an kleine Plattenläden gegeben und irgendwann hat die mal jemand von Bungalow Records gehört. Deshalb durften wir in Berlin auftreten. Dann ging es weiter in Hamburg, Wien und irgendwann mal in Barcelona und so weiter. Wir waren richtig unterwegs.“ Kulturni Program spielten Auftritte vor 3.000 Menschen, traten auf Festivals in Spanien und Italien auf und sahen so die Welt. „2000 waren wir auf dem Benicassim Festival in der Nähe von Valencia sogar Backstage mit Oasis und anderen Bands wie Morcheeba oder Stereo Total. Das war wirklich verrückt.“
Als es dann um die Entscheidung, ging vollständig in das Musik-Geschäft einzusteigen haben "nicht alle Bandmitglieder mitgezogen und hatten Skrupel", wie Andi erklärt. "Ich hätte es gerne gemacht, wäre nach Berlin gezogen und eine Menge Musik gemacht." So blieb die letzte Aktion mit Kulturni Program ein Song auf dem „Viktor Vogel – Commercial Man”-Soundtrack, die Wege trennten sich und Andi stieg nach abgeschlossenem Studium ins Design-Business ein - und fand schließlich den Weg zu medienreaktor.
Andi ist und bleibt ein großer Fan der Musik. „Meine Karriere ist zwar mittlerweile vorbei, aber ich höre immer noch sehr viel Musik. Mittlerweile eher auf Soundclound als von Platten, aber das schont auch den Geldbeutel“, lacht unser Designer.
Unsere Playlist "Tune Tuesday by medienreaktor" findet ihr bei Spotify. Hört doch mal rein!